Liebe Flurina,

Bin ich froh, dass der Schneetanz seine Wirkung tat. Endlich können wir über die Pisten sauen. Sepp hat seine Pink Handschuhe, Stirnband und Brille monatelang im Tiefgefrierer gelagert. Es hat sich gelohnt, oder? Im Duett mit Pauli singt er jetzt wedelnd wie eine Nachtigall, du solltest die zwei hören. Es ist einfach eine Freude, optisch und akustisch.

Voller Elan, ganz ohne Drogen,

dein Franz

Liebe Corinne,

Da grünbraune Wiesen zum Schifahren nur bedingt taugen, haben die Betreiber der Bergbahnen im Wallis eine Truppe Regenmacher angeheuert. Sie trommeln nun schon seit Tagen, damit der Schnee endlich komme. Theoretisch sollte das Regenmacher-Prinzip auch in den Alpen funktionieren. Der Beweis steht aber noch aus.

dein Franz (ich drücke den Fachkräften beide Daumen)

Dear Doreen,

Der unterschätzte Modedesigner Fritz Carraldo trampte als Kind allein durch Ostdeutschland. Als er an der Elbe tagelang vergeblich auf ein Schiff wartete, inszenierten die einheimischen Wilden ein wahnwitziges Ablenkungsmanöver: Sie liessen extra für den exzentrischen Kleinen ein Dampfschiff von den Loschwitzer Hängen herab in die Elbe sausen. Das Spektakel war enorm, und Fritz konnte weiter gehen.

voll Carracho,

dein Franz

Meine Manon,

Geht es den Menschen in Brüssel so gut, weil die EU dort sitzt? Oder weil sie einfach sonst zuviel sitzen? Jedenfalls essen sie im Geburtsland von Pomfrit, Mayo und Waffeln nicht nicht nur Brüsseler Salat. Die chicsten Bäuche dürfen jedes Jahr am Martinstag stolz mit einem Baumstamm durch die Stadt marschieren. Siehst du mich?

Stämmige Grüsse,

dein Franz

Meine Moë,

Im Baskenland herrschen pro Dorf nur wenige militante Aktivisten, etwa 1 Prozent des Volkes. Wenigstens sind Frauen und Männer in den Splittergruppen gerecht vertreten. Sonst ist alles intransparent: Die Gruppe der Diktatoren trifft sich verkleidet zu ihren Sitzungen. Bei einem grotesken Ritual auf dem Finanzplatz stimmt sie immer Dienstags über das Schicksal des gemeinen Fussvolkes ab.

sieht harmlos aus, ist aber erschreckend,

dein Franz

Liebe Vang Cin,

Die Chinesen haben im Kern ähnliche Existenzprobleme. Was für uns die Gratiszeitung im Pendelverkehr, ist für die Menschen hier der Morgentanz im Papierrock: Er dient allein der Erbauung der Massen. Nach monatelangem Falzen gehen Tong und Kim wie zwei Streithähne aufeinander los und richten am Kunstwerk des Gegners möglichst viel Schaden an. Eigentlich sünd und schad, aber es ist halt so. Hauptsache, die Reispflücker gehen motiviert zur Arbeit.

Herzlich,

dein Franz

Feine Femke,

Danke, dass du mir ein Päckli ins Lager geschickt hast. Die Schokolade ist mein einziger Trost. Die Mädchen sind in der Überzahl und bestimmen gnadenlos das Lagerleben. Immer diese kindischen Klatschspiele! Arno und ich können nichts tun als mitpielen. Und wir hoffen, dass uns das Schiksal nicht der bösen Leiterin Edda zulost. Sie haut nämlich unerbittlich hart mit der Rückhand!

Holst du mich hier raus?

dein Franz

Liebe Barbie,

Das Fotoweekend mit dir war zauberhaft. Es hat sich gelohnt, dass wir mit Maite eine Star-Designerin mitnahmen. Dass sie dafür auch immer mit aufs Foto wollte, ist ok. Zum Glück kann ich so gut auf Tannenspitzen klettern, die Location wäre sonst nur halb so viel wert gewesen. Hier mein Lieblingsbild, kurz bevor der Gleitschirm in euch sauste. Geht es dir wieder besser?

Herzlich,

dein Fotofranz

Liebe Bice,

Bei Giovanni in den Bergen ist es wundervoll. Wir singen dauernd Tessiner Soldatenlieder, immer schön falsch: «Siam' Giovanni! siam' ...» Auch sonst sind wir sehr nostalgisch gesinnt und trauern froh wandernd den guten alten Pferdepflugzeiten nach. Dabei ist hinter der Leinwand alles längst mit Chalets verbaut.

Die Luft ist trotzdem gut,

dein Franz

Liebe Elonie,

Pit, Paul und Patachon arbeiten als selbständige Holzhacker in den Bergen. Sie schwören auf Demeter-Forstwirtschaft: Ohne Motorsäge, ohne Kran, keine Schutzkleidung. Umso stolzer sind die drei, wenn sie wieder einen schönen Brocken gesundes Holz auf dem Laster haben. Von so einem Klotz leben sie dann auch ein Jahr lang.

Erstaunlich, nicht?

dein Förster Franz